Happy End für alle! Eine andere Textilbranche ist möglich!!!
FAIRytale gibt’s nun schon seit mehr als 10 Jahren. Von Anfang an hat sich Fairytale als Fairtrade-Projekt gesehen. Es geht also nicht nur darum, Mode zu produzieren, sondern vor allem das WIE und WARUM spielt eine große Rolle. Gerade in den sogenannten „Entwicklungsländern“ wird es immer schwieriger für die Produzenten, dass sie neben den großen Modegiganten aber auch neben den „neuen nachhaltigen Produzenten in Europa“ bestehen können. In Nepal beispielsweise hat man nur sehr schwer Zugang zu nachhaltigen Materialien, die technische Ausstattung ist veraltet. Dafür aber gibt es noch altes Handwerk wie Schneiderei oder Siebdruck; Vor allem aber gibt es noch viele kleine Manufakturen, man ist fernab von großen automatisierten Produktionsbetrieben, in denen der Mensch nur Produktionsfaktor ist.
Genau dort setzt die Eferdinger Designerin Ingrid Gumpelmaier-Grandl mit ihrem Modelabel an: Gemeinsam mit ihren Partnern in den nepalesischen Kleinstbetrieben entwickelt sie Konzepte, die verhindern sollen, dass die Kleinstproduzenten nur als Billigproduzenten überleben können. Einerseits wird auf Nachhaltigkeit und Ökologie gesetzt, andrerseits auf die enge Zusammenarbeit mit den HandwerkerInnen unter fairen Bedingungen.
Regelmäßig reist sie nach Kathmandu (Nepal), um dort Seite an Seite mit dem Team vor Ort die Kollektionen zu entwickeln und Verbesserungen umzusetzen: so wurde Biobaumwolle eingeführt, eine Photovoltaikanlage am Dach der Schneiderei gebaut oder beispielsweise ein Karenzgeld für Frauen eingeführt.
Auszeichnungen
Fairytale wurde mit dem Umweltpreis des Landes OÖ sowie mit dem Eduard-Ploier-Preis für Entwicklungszuammenarbeit ausgezeichnet. Zahlreiche Modeschauen mit regionalen Aktionsgruppen erhielten den So:Fair-Preis.
Von Mensch zu Mensch
Das Arbeitsmotto: „Von Mensch zu Mensch- von der Produktion über die Vermarktung bis zum Tragen der Mode!“ zeigt sich auch in ihrer ungewöhnliche Marketing- Strategie: Messen besucht sie nur ganz ausgewählt, dafür aber tourt sie durchs Land und hält Vorträge mit Modenschauen. Die Modells sind dabei immer „Frauen wie Du & Ich“ direkt aus dem Ort. Große, kleine, dickere, dünnere, jüngere und ältere präsentieren die teils farbenfrohe, teils klassische Mode.
Diese Strategie ist nicht nur ein engagierter Gegenpol zum Modezirkus, sondern sie trägt auch Früchte. In fast allen Weltläden Österreichs gehört FAIRytale zum Grundsortiment. Immer mehr Anfragen von kleinen Boutiquen, aber auch Privatkunden im Onlineshop bestätigt die Pionierin in ihrer Überzeugung:
Wir machen nicht Mode, weil es zu wenig Mode gibt. Wir machen Mode, weil es zu wenig bio-faire Mode gibt! Und das leistbar und trendig für unterschiedlichste Frauen!
Einzelhandel neben Onlinemarkt stärken
In den letzten Jahren kämpfen aber nicht nur Produzenten ums Überleben, sondern auch der Einzelhandel hier. Deshalb versucht FAIRytale auch hier neue Wege. So gibt es einen Katalog für Endkundinnen, die dann aber über ihre Lieblingsläden bestellen und dort probieren können. Passt alles, macht der Laden das Geschäft, passt es nicht, bleibt das Modell im Laden, die Kundin spart sich den Weg zur Post. „Think global, act local – live glocal“ ist bei FAIRytale gelebte Praxis!
Regelmäßig gibt es „Tage des offenen Ateliers“, bei dem es auch Afbairkaufs-Angebote gibt, öko-faire Mode soll nicht nur etwas für Gut-Situierte sein, so die Designerin.
Slow Fashion Konzept
Damit man aber nicht selber durch die Modeproduktion die ständig wachsenden Textilmüllberge befeuert, produziert FAIRytale die Kollektionen so, dass man sie von Saison zu Saison miteinander kombinieren kann. So wird die Kleidung lange getragen und man hat trotzdem immer wieder Freude an neuen Outfits.
Fairer Handel als Krisenbewältigungs-Werkzeug
Bereits nach dem Erdbeben 2015 hat sich gezeigt, dass Fairhandels-Partnerschaften weit mehr sind als „bloße Wirtschaftsbeziehungen“. Viele Textileinkäufer sind damals einfach in andere-sicherere- Länder weitergeflogen und haben sich neue Produzenten gesucht. FAIRytale ist es gelungen, das gesamte Team mit Hilfszahlungen durch die schwierige Zeit zu bringen und danach die Produktion wieder weiterzuführen.
Auch jetzt in der Corona-Krise hat man durch die Aktion “NamaStay together“ Unterstützungszahlungen bereitstellen können. „Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, ob es nur um die Bedürfnisse der Modelabels geht oder auch um das Überleben der Produzenten.“, so die Designerin. Die Rufe nach mehr Regionalität und das Produzieren in Europa wurden laut, das ist durchaus legitim. Deshalb die Produktion in benachteiligten Ländern abzuziehen wäre unmoralisch und würde den Grundgedanken von „Sauberer Kleidung“ ad absurdum führen. Deshalb ist die Stärkung des Fairen Handels ein wichtiges Instrument, um eine Balance in der globalen Chancengleichheit zu forcieren. „Zusammenhalt fairbindet!“ so die überzeugte Modemacherin.